Tariq Ramadan, "verunglimpft wie ein muslimischer Jude"

Ein Artikel, vom 15. November 2005, zuerst erschienen unter dem Titel
"Der Salafist Tariq Ramadan, "verunglimpft wie ein muslimischer Jude"
Dieser Artikel war und ist aktuell; er wird noch eine Weile aktuell sein.


"Der Spiegel" veröffentlicht, am 14. November 2005, ein Gespräch mit dem "Islam-Wissenschaftler und Philosophen" Tariq Ramadan über die Aufstände in französischen Vorstädten, die Integration von Muslimen in Europa und die notwendige Modernisierung des Islam". Darin bedauert er sich als einen der "am meisten verleumdeten muslimischen Intellektuellen", über ihn rede man wie früher über die Juden: "Ich werde verunglimpft wie ein muslimischer Jude".
  • Autres cours/Other courses [Sonstige Kurse]: Let-7 Ramadan Tariq Islam III: Introduction III; mercredi, 15-17 h. (tous les 15 jours)
  • Public Hearing on Human Rights and Freedom of Religion. 17 June 2003, European Parliament, Brussels
Dieser dem Transzendenten zugeneigte Schöngeist, Philosophe BCBG, der das "Allgemeine teilen" will, in seinem Fall die Ideologie des Islam, l'Universel partagé, der ehemalige Studienrat oder Studiendirektor für Philosophie am Collège de Saussure, eines Gymnasiums, vom SS 2003 bis einschließlich SS 2004 mit Nebentätigkeit und kleinem Zubrot als Lehrbeauftragter an der Universität Fribourg zum Thema Islam, alle zwei Wochen eine Doppelstunde, hat es als "Professor der Universität Fribourg" neben seiner Beratertätigkeit für die EU, das Europaparlament und das Hamburger Orient-Institut jetzt zum Islamismus-Berater der britischen Regierung und durch Vermittlung des für Auswärtige Beziehungen zuständigen Mitgliedes der Europäischen Kommission Lord Chris Patten of Barnes, des Kanzlers der ehrwürdigen Universität Oxford, zum Visiting Fellow, Forschungsstipendiat (!), an deren St Antony's College gebracht. Dort lehrt er und hält, vom 19. Oktober bis 30. November 2005, vier Vorträge über die Ursprünge der islamischen Jurisprudenz: "Toward Reform of Classical Approaches to Usul al-Fiqh". Er hofft auf eine Verlängerung seiner Berufung.

Vielleicht wird seine Reputation aber noch dermaßen steigen, daß ihn die USA inständig anflehen, Visa und Green Card anzunehmen und endlich am Kroc Institute der katholischen Universität Notre Dame seine Professur anzutreten. Institutsdirektor Scott Appleby könnte man kaum eine größere Freude machen, und Tariq Ramadan wäre endlich nicht länger der "muslimische Jude".

The Theology of Tariq Ramadan. A Catholic Perspective.
By Gregory Baum
Gerhard Albert Baum (* Berlin, 20.6.1923, Montréal,† 18.10.2017)
Winner, Silver Award, 2009 Book of the Year Award for Religion, ForeWord Magazine

Auch Colin Powell, der ehemalige Außenminister der USA, wäre sicherlich froh; denn dem täte es leid, daß man ihm die Aufenthaltsgenehmigung vorenthalten habe, berichtet Tariq Ramadan; er solle seinen Antrag erneuern. Colin Powell hat wirklich alles getan, den Islamprediger in den USA hoffähig zu machen und über ihn an die Muslimbrüder und andere radikale Muslime zu kommen. Deutlich wird das besonders durch die Einladung zum Arab Western Summit of Skills, in Berlin, 17./18. Januar 2004, zu dem die Außenministerien der USA und Großbritanniens den Prediger als einen der beiden Keynote Speaker einladen. Dort tritt der Salafist wie immer ohne Schlips auf; denn es ist ihm von seiner Religion nicht gestattet, einen Kreuzknoten zu binden. Sein Thema ist: “To be an Arab in Europe: Perspectives for an Arab Community in an increasingly pluralist European Society – Learning from the Arab American Community.” Die arabische Bevölkerungsgruppe in Europa soll von den Erfahrungen der Araber in den USA lernen, ihre Interessen als Araber zu behaupten.

Der "muslimische Jude"

Es ist wie immer: der Judenhasser ist Opfer, er bezeichnet sich im Spiegel-Gespräch als "muslimischer Jude". Nicht nur viele Deutsche verstehen es, die Täterschaft der Deutschen zu verklären, sondern auch Araber, deren Vorfahren nichts weniger herbeisehnen, als die Juden zu vertreiben und zu vernichten - einige von ihnen legen wie der Großmufti von Jerusalem Hadj Amin al-Husseini, Freund des Hassan al-Banna, kräftig mit Hand an dabei, eben solche gefallen sich in der Opferrolle und mißbrauchen das Leid der Juden für ihre Zwecke.

Wer von den Spiegel-Lesern weiß schon, daß Hassan al-Banna, Großvater des Tariq Ramadan und Begründer der wahhabitischen Muslimbruderschaft, anläßlich der Gründung Israels, 14. Mai 1948, diese der Terrororganisation Hamas zum mahnenden Leitspruch gewordenen Worte in die Welt setzt: Israel wird aufsteigen und aufrecht bleiben, bis der Islam es vernichtet, wie er schon seine Vorgänger vernichtet hat?

"Israel will rise and will remain erect until Islam eliminates it as it had eliminated its predecessors." (The Martyr, Imam Hassan al-Banna, of blessed memory).

Ausgerechnet ein solcher Erbe stilisiert sich zum "muslimischen Juden". Es hätte für Tariq Ramadan viele andere Begriffe gegeben, um etwa auszudrücken, daß er sich benachteiligt und falsch verstanden vorkommt. Er aber muß in guter Antisemitenmanier die Juden beleidigen, in dem er ihnen ihre Identität zu nehmen versucht und sie sich selbst anmaßt. Die Obszönität dieses Vorgangs wird klar, wenn man weiß, daß Tariq Ramadan seinen die Juden und Israel hassenden Großvater bis heute grenzenlos bewundert. Diese zitierten Worte stammen aus dem Vorwort eines seiner im Jahre 2001 veröffentlichten Bücher. Er hält sie für so wertvoll, daß er sie am 5. Februar diesen Jahres erneut auf seine Site stellt:

"Die Persönlichkeit von Imam Hasan al-Banna: Licht spendender Glaube, eine tiefe Spiritualität, persönliche Disziplin, freundlich und sanft im Umgang mit seinen Mitmenschen. Ustadh Umar al-Tilmisani schrieb das und sagte es wieder und wieder, so wie ich ähnliche Geschichten von meinem Vater, Dr. Said Ramadan, seinem Schwiegersohn, und meiner Mutter, Wafa al-Banna, seiner ältesten Tochter gehört hatte.

Das Geheimnis von Imam Hasan al-Banna war die Qualität seines Glaubens und die Intensität seiner Beziehung zu Gott. ... Er lebte wie die ersten Sahaba, dem Pfad des Propheten folgend ..."

Er kann darauf setzen, daß Spiegel-Leser nicht wissen oder sich nicht erinnern, daß Tariq Ramadan vor zwei Jahren, am 3. Oktober 2003, im Vorfeld des Europäischen Sozialforums einen Artikel auf der salafistischen Online-Zeitung "Oumma.com" schreibt, der gegen die jüdischen Intellektuellen in Frankreich gerichtet ist. "Kritik der (neuen) kommunitär bestimmten Intellektuellen" ist er überschrieben. Diesen Artikel dient er sowohl der "Le Monde" als auch der "Libération" mehrfach an, aber selbst diesen durchaus dem radikalen Islam nicht abgeneigten Blättern ist die Ware zu heiß. Der "muslimische Jude" mißbraucht den für die Organisation des Europäischen Sozialforums, November 2003, vorbehaltenen Email-Verteiler der ATTAC, um seine Schmähung der französischen Juden über die einschlägige Oumma.com-Leserschaft hinaus in Frankreich zu verbreiten.

Er beklagt in dem Artikel, daß man sich nur gegen die muslimische Gemeinschaft wende, aber man habe Mühe, diese so durch die Medien gehätschelten Intellektuellen zu kritisieren, die uns nur lange Artikel und Interviews lieferten mit sehr diskussionswürdigen und oft einseitigen Analysen der französischen Gesellschaft und der internationalen Szene. Er zählt sie auf, wobei er Pierre-André Taguieff zu den Juden rechnet und den Namen von André Glucksmann falsch schreibt: "Taguieff, Adler, Finkielkraut, Glucksman, Kouchner, BHL, unter anderem, sagen die Wahrheit der Welt, der Guten, der Bösen, unserer ´Alliierten´ ... und Israel entgeht ihrer selektiven Kritik immer."

Mit BHL ist Bernard-Henri Lévy gemeint. Tariq Ramadan behauptet, die jüdischen Intellektuellen Frankreichs urteilten einseitig, verdammten die Araber und wendeten sich gegen jede Kritik an der israelischen Politik. Sie behaupteten unzutreffend, daß die maghrebinische Bevölkerung gemeinsam mit der extremen Linken die Judenfeindschaft banalisiere und sie rechtfertige. Alain Finkielkraut u.a. seien von universellen, mit der europäischen Tradition verbundenen, zu kommunitär reduzierten Intellektuellen degeneriert. Die "Schandmauer" in Israel werde bei ihnen zu einem "Sicherheitszaun", den Israel angeblich widerstrebend baue. Den Prozeß, den Licra und andere wegen der antisemitischen Hetzsendungen des Daniel Mermet führen und vor der französischen Justiz verlieren, nennt er "surrealistisch". In diesem Prozeß sagt Alexander Adler als Zeuge aus. Dieser sei nur von den Interessen Israels geleitet. Die Unterstützung der von Tariq Ramadan angeprangerten (sic!) jüdischen Intellektuellen für den Irakkrieg geschehe deshalb, weil Israel dort Militärberater hätte. Der Krieg der USA und Großbritanniens gegen den Irak sei zur Verbesserung der Sicherheit und der Wirtschaft Israels geführt worden.

Der Juden hassende Muslim

Für solche Äußerungen sollte Tariq Ramadan als "muslimischer Jude"  verunglimpft werden? Ich bezeichne ihn vielmehr als das, was er ist: ein Juden hassender Muslim. Die Philosophin Cynthia Fleury und der Journalist Emmanuel Lemieux veröffentlichen, am 19. November 2003, in der "Libération" den Artikel L'entrisme de Tariq Ramadan. "Das Eindringen des Tariq Ramadan". Es reiche nicht aus, die Kritik an Tariq Ramadan allein auf den genannten rassistischen Artikel zu beziehen, in dem er die französischen Juden des pro-israelischen Komplotts bezichtigt. Die beiden Autoren haben in den umfangreichen Werken des Islampredigers gelesen, unter anderem auch im 1995 veröffentlichten und bis 2001 mehrfach unverändert wieder aufgelegten Buch Roger Garaudy et Tariq Ramadan - Islam et modernité, in dem er dem Konvertiten, Islamologen und Holocaust-Leugner Roger Garaudy Bewunderung zollt. 1995 ist der ex-Kommunist Roger Garaudy bereits als Holocaust-Leugner bekannt. Cynthia Fleury und Emmanuel Lemieux weisen darauf hin, was die "Spiritualität" des Tariq Ramadan bedeutet, und was dieser auch ausdrücklich verkündet: die Islamisierung Europas.

Wenn Tariq Ramadan ambivalent sein sollte, dann nur aus taktischen Gründen. Seine Grundhaltung ist sehr klar. Der ebenfalls als radikaler Muslim und Antisemit bekannte in Frankreich lebende Tunesier Mondher Sfar veröffentlicht in der Revue canadienne des Sciences Religieuses, Volume 28, n° 3 / 1999 eine Rezension voller Begeisterung der in Erstauflage im Verlag Bayard veröffentlichten 480 Seiten langen Dissertation Aux sources du renouveau musulman. D'al-Afghani à Hassan al-Banna un siècle de réforme islamique. "Zu den Ursprüngen muslimischer Erneuerung. Von al-Afghani bis Hassan al-Banna, ein Jahrhundert der islamischen Reform".

"Diese Studie ist eine wahrhaftige wissenschaftliche Abhandlung in Verteidigung des Denkens und des Werkes von Hassan al-Banna, des Gründers der Organisation der Muslimbrüder, gegen die Anschuldigungen, die im allgemeinen gegen die gewalttätigen islamistischen Bewegungen vorgetragen werden...." Der Autor ergehe sich in Elogen auf seinen Großvater, der gegen die Engländer gekämpft und die palästinensische nationalistische Sache unterstützt habe. Alles, was man seinem Vorfahren an Fundamentalismus und Terrorismus zuschreibe, stamme von seinem Mitbruder Sayyid Qutb. Dieser wird 1966, jener 1949 von der ägyptischen Regierung liquidiert.

Der Autor wende sich gegen das Argument, die religiösen Reformatoren seien im Gegensatz zu den liberalen nicht in Einklang zu bringen mit Fortschritt und Modernität. Der Koran beruhe auf der menschlichen Vernunft, er enthalte im Keim die positiven Prinzipien, die das Universum regieren. Er beziehe sich auf den Verehrer des Wahhabismus und Lehrer seines Großvaters Rashid Ridha (1865 - 1935) als "ägyptischen Reformator", der als erster eine politische Partei auf der Grundlage seiner religiösen Vorstellungen gründet.

Mondher Sfar schreibt auch in Zeitschriften der Holocaust-Leugner. Er ist der Autor des "Manifeste judéo-nazi d'Ariel Sharon", aus dem Jahre 2001. Es handelt sich bei dieser 64-seitigen Veröffentlichung um ein Machwerk auf dem Niveau der "Protokolle der Weisen von Zion".

Der "berühmte Schweizer Lehrer"

Dieser "berühmte Schweizer Lehrer", der "muslimische Jude", ist in Großbritannien allzeit herzlich willkommen. Am 12. Oktober 2003 tritt er im Londoner Wembley Conference Center bei der Großveranstaltung "Islam for Europe" auf. "Islam für Europa", also Islamisierung Europas. So wird er vorgestellt [nicht mehr online]:

"Dr. Tariq Ramadan wurde 1962 in der Schweiz in eine Familie der Predigt und des Glaubenskrieges geboren. Sein verstorbener Vater war der glanzvolle ägyptische Lehrer Scheich Said Ramadan, und sein Großvater ist kein anderer als der Märtyrer Imam Hasan Al Banna. Seiner eindringlichen und nachdenklich stimmenden Vorträge in ganz Europa und Amerika wegen wird er von vielen für einen der führenden muslimischen Intellektuellen der neueren Zeit angesehen."

Neben ihm sind sechs weitere Redner aufgeführt, darunter der in der Al-Azhar Universität ausgebildete Scheich Yusuf Al-Qaradawi, aus dem selben Jahrgang wie Said Ramadan. Der Scheich kann den Koran schon auswendig, als er noch keine zehn Jahre alt ist:

"Scheich Yusuf Al-Qaradawi, einer der größten Lehrer unserer Zeit, wurde 1926 in Ägypten geboren. Er ist der Dekan der Fakultät für Scharia und Islamische Studien und der Direktor des Zentrums für Sunna und Sirah Studien an der Universität von Qatar. Er ist auch der Präsident des Europäischen Rates für Fatwa und Forschung (ECFR). Scheich Yusuf Al-Qaradawi ist ein sehr produktiver Schriftsteller, der bis heute mehr als 42 Bücher geschrieben hat."

Tariq Ramadan ist nicht nur in England und Frankreich herzlich willkommen, als Islamprediger oder als beliebter Mitstreiter der Globalisierungskritiker von ATTAC&Co., wie auf dem Europäischen Sozialforum, November 2003, sondern er wird auch von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), der Außenminister a.D. Hans- Dietrich Genscher als Ehrenpräsident vorsteht, in deren Zeitschrift "Internationale Politik (IP)", April 2005, veröffentlicht, weil er ein Denker wäre, dessen Ausführungen es wert wären, von einer Zeitschrift der deutschen Außenpolitik vorgestellt zu werden. So jedenfalls erklärt mir Dr. Sylke Tempel, [zu der Zeit] Redakteurin der IP, die Aufnahme des salafistischen Predigers in das April-Heft. Die Blindheit der IP für die Intentionen des Autors, die Islamisierung Europas und der USA,  zeigt sich bereits in der Ankündigung des Beitrages: "Tariq Ramadan fordert dagegen einen zeitgenössischen europäischen Islam":

Seite 53-57
Analyse von Tariq Ramadan
In Europa zu Hause sein
Muslime in Europa begegnen dem Anpassungsdruck der westlichen Lebensweise auf zwei Arten: Sie werden auch säkular oder sie leben einen Glauben, der den Islam des 7. Jahrhunderts imitiert. Tariq Ramadan fordert dagegen einen zeitgenössischen europäischen Islam.

Der Text handelt durchweg von "islamischer Identität". Im selben Heft befinden sich Beiträge von Eldad Beck , Karsten Voigt etc. In dieser Zeitschrift schreibt die crème de la crème der Publizistik, von Richard Herzinger über Yehuda Bauer und Jeffrey Herf ist alles dabei, eine Kritik des radikalen Islam, des "Islamismus", ebenso wie eine Affirmation à la Ramadan.

Daß der Islam keineswegs so aussehen soll, wie sich das die IP vorstellt, beschreibt Tariq Ramadan nicht nur in dem Beitrag "In Europa zu Hause sein", sondern auch auf seiner eigenen Web Site in einem Artikel mit der doppeldeutigen Überschrift "Les premières pierres", Die ersten Steine. Er meint noch nicht die Steinigung unbotmäßiger Ehebrecherinnen, sondern das in Europa Stein für Stein aufzurichtende Gebäude der Scharia. Dazu belehrt er seine muslimischen "Geschwister", daß sie Respekt gegenüber nationalen Verfassungen der Länder, deren Nationalität sie besitzen oder in denen sie wohnen, zu wahren hätten; denn "wir sind durch einen moralischen, gesellschaftlichen und politischen Vertrag gebunden". Dann verhängt er die Einschränkung: "In diesem Rahmen muß daran erinnert werden, daß alles, was sich sozial, kulturell oder politisch einem verfügten islamischen Prinzip nicht widersetzt, angesehen werden muß als Teil unserer Überzeugung und Identität in dem Land, in dem wir wohnen: wir beziehen das tatsächlich ein im Sinne unseres WEGES, unserer Scharia im Westen."

Anders ausgedrückt, bedeutet dies die klare Absage an die grundlegenden Werte der Verfassung der westlichen Staaten. Sie sind den Muslimen nur äußerlich, durch Vertrag, auferlegt. Teile der Verfassung, die nicht dem "verfügten islamischen Prinzip" entsprechen, sind für die Muslime in Europa schon heute nicht gültig, sie widersprechen den Überzeugungen und der Identität der Muslime. Der Prediger fordert die Muslime indirekt auf, daran zu arbeiten, den Tag herbeizuführen, da der "moralische, gesellschaftliche und politische Vertrag" mit den Ungläubigen zugunsten einer Herrschaft des Islams endlich aufgekündigt und der nicht im Einklang mit der Scharia stehende Teil der Verfassung außer Kraft gesetzt werden kann.

Der radikale Muslim, der Salafist Tariq Ramadan sagt über seinen Großvater:

The secret of Hasan Al-Banna was the quality of his faith and the intensity of his relationship with God. Anyone who had ever been in contact with him perceived and experienced this. He lived as had the first Sahaba – following the path of the Prophet (may the peace and blessings of God be upon him).


Im September 2005 ist Tariq Ramadan auf Einladung des Premierministers Tony Blair Mitglied einer vom Innenministerium der Londoner Terroranschläge vom 7. Juli 2005 wegen ernannten 13-köpfigen Arbeitsgruppe zur Untersuchung der Ursachen des "islamistischen" Terrors. Seine Berufung wird allseits begrüßt, unter anderem vom Labour-Abgeordneten Sadiq Khan (Foto). Er wäre die richtige Person in dieser Gruppe. Man könnte auch sagen: hier wird der Bock zum Gärtner gemacht; denn der Islamprediger, der sich für die friedliche Islamisierung Europas und der Welt einsetzt, berät die britische Regierung darüber, wie sie gewaltfrei zu bewerkstelligen ist. Ein weiteres Mitglied dieser erlauchten Gruppe ist der als Judenhasser mit langer Geschichte bekannte 36-jährige Inayat Bunglawala, Sprecher des Muslim Council of Britain (MCB).

Der moderate Muslim

Bernard Haykel, Außerordentlicher Professor für Studien des Nahen Ostens an der New York University befaßt sich mit dem "Schweigen der moderaten Muslime" seit dem 11. September 2001. Er beklagt, daß viele von ihnen sogar anzweifeln, daß die Attentäter ihre Religionsbrüder waren. Sie beklagten, daß die Attentäter dem Islam schadeten und ihn diffamierten, aber öffentlich dagegen sprächen sie sich nicht aus, schon allein, weil sie der Ansicht seien, daß die USA rückhaltlos Unterstützung für Israels Politik gegenüber der palästinensischen Intifada geben.

Eine Erklärung für das Schweigen sei, daß gemäßigte Muslime seit Jahrzehnten nach und nach von einer neuen Gattung von radikal-islamischen politischen Aktivisten marginalisiert würden, den Salafisten oder Wahhabiten. Osama bin Laden ist einer der Salafisten. Sie sind Anhänger einer wortgetreuen Interpretation des Koran, der Hadithen und der Scharia. Die meisten Werte des modernen Westens lehnen sie als im Gegensatz zum Islam stehend und ihn bedrohend ab und stellen eine utopische, "authentische" Vision des Islam dagegen. "Das Geheimnis von Imam Hasan al-Banna war die Qualität seines Glaubens und die Intensität seiner Beziehung zu Gott. ... Er lebte wie die ersten Sahaba, dem Pfad des Propheten folgend", würde Tariq Ramadans zu seinen Anhängern sagen. Die Attentate vom 11. September 2001 verurteilt er, weil sie dem Islam und seiner friedlichen Verbreitung schaden.

Moderate Muslime würden seit Anfang der 70er Jahre von diesen Fundamentalisten ihrer Aufgeschlossenheit der Moderne gegenüber an den Rand gedrängt, auch weil der Mufti von Ägypten eine Fatwa zugunsten des Friedens zwischen Ägypten und Israel ausgesprochen hat und andere den Gebrauch von Verhütungsmitteln befürworteten und damit bei vielen Muslimen ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt hätten, schreibt Bernard Haykel.

Die politische und wirtschaftliche Niederlage der säkularen nationalistischen Politiken in einigen der Länder und die Unterdrückung nicht nur der radikalen Muslime, sondern auch der einfachen Bürger habe ein übriges getan, eine jüngere militantere Generation von Muslimen heranzubilden, die von der islamischen Revolution im Iran und den Mudschaheddin in Afghanistan beeinflußt sind und mit schlichten "Wahrheiten" und einer nicht nuancierten Weltsicht Erfolg in der islamischen Welt haben. Dagegen hätten moderate Muslime, die an den Verstand appellieren, wenig aufzubieten.

Am wichtigsten aber für den Erfolg, die gemäßigten Muslime zum Schweigen zu bringen, seien Milliarden von Petro-Dollar, die von Saudi-Arabien und aus den Scheichtümern des Golfs zur Verbreitung des auf der arabischen Halbinsel dominierenden salafistischen Islam, dort eingeführt Mitte des 18. Jahrhunderts von Muhammad bin Abd al-Wahhab, ausgegeben werden. Die traditionellen Zentren der islamischen Lehre würden finanziell ausgetrocknet. Der Einfluß Saudi-Arabiens in der religiösen Landschaft aller islamischen Länder ist dominant. Die Herrscher Saudi-Arabiens und der Golfstaaten sind die Besitzer der meisten Medien, in denen eine Kritik am Salafismus strikt untersagt und religiöse Debatten zensiert werden.

Tariq Ramadan hat laut eigener Auskunft in Saudi-Arabien, Ägypten und Tunesien sowie in sechs weiteren mehrheitlich islamischen Staaten Einreiseverbot.

So there is no double-talk. If there was a double talk, why would be -- would I be banned from Saudi Arabia, Egypt, Tunisia, and six Muslim- majority countries? Why?

Bernard Haykel kommt auch auf ihn zu sprechen, den er für einen der eher dynamischen Moderaten hält. Er habe "Schutz im Westen" gefunden. Solche wie er sollten die Vorhut des moderaten Islam sein, wobei allerdings der Aufenthalt im Westen selbst schon ein wichtiger Faktor der Marginalisierung sei.

Silence of Moderate Muslims, by Bernard Haykel. Dawn.com, December 2, 2002

Das wird den Tariq Ramadan aber vor Lachen fast bersten lassen. Er wird bei seinen Reisen in islamische Länder dort empfangen wie ein Staatsmann. Wie ein Staatsmann auch wendet er sich in der ägyptischen Regierungszeitung "Al-Ahram", am 23. Januar 2005, mit einem Offenen Brief an den US-Präsidenten George W. Bush:

Open letter to President George W. Bush From an "expelled" Muslim to an elected American

Er erteilt ihm Lehren, wie er die USA zu regieren habe und straft ihn damit, seinem Land den kalten Rücken zu zeigen, es nie mehr zu beehren. Veröffentlicht wird dieser Offene Brief in Ägypten, wo Tariq Ramadan angeblich nicht einreisen darf:

What are you doing to your country, Mr. President?
"Was tun Sie Ihrem Land an, Herr Präsident?"

I finally decided not to try settling in your country anymore.
"Ich entschied schließlich, nie mehr zu versuchen, mich in Ihrem Land niederzulassen."

Wenig zum Lachen über den "moderaten Muslim" ist dem Scheich Prof. Abdul Hadi Palazzi, Direktor des Istituto Culturale della Comunita' Islam, des Kulturinstituts der italienischen Islamischen Gemeinde. Er schreibt, am 10. Dezember 2002, auf einem Yahoo-Forum:

"As-salamu `alaykum wa rahmat-Ullahi wa barakatuH.
Liebe Brüder und Schwestern,
"Wie raffiniert oder fehlinformiert Prof. Bernard Haykel ist!
Er wagt es, einen äußerst gefährlichen Extremisten wie Tariq Ramadan (einen der Führer der Moslembrüder in Europa und Enkel des Hassan al-Banna) unter die ´Moderaten´ zu zählen, da diese Person stattdessen einer der Führer der von den Saudis finanzierten Sekte ist, die den Wahhabi-Fanatismus, die Barbarei und den Terrorismus in der ganzen Welt ausbreitet!
Weiß Prof. Haykel nicht, daß die al-Qaida als eine Abzweigung derselben Organisation entstanden ist, der Herr Tariq Ramadan angehört?
Weiß er, daß die in Europa von Tariq Ramadan geleitete Sekte der Muslimbrüder dieselbe Sekte ist, die in Israel Hamas heißt?
Weiß er, daß der Hauptideologe hinter Herrn Tariq Ramadan niemand anderer ist als Dr. Yusuf al-Qaradawi, der üble Häretiker, der die Theologie des Suizid-Terrorismus entwickelte?
Wenn das die ´Experten´ und Professoren der Nahost-Studien im Westen sind, kann man leicht verstehen, warum der Westen so viele Schwierigkeiten hat, den Saudi-finanzierten Wahhabi-Terrorismus zu bekämpfen. Die schlimmsten Verbrecher werden mit sehr viel Geld ausgestattet in den Westen geschickt, um dort Fanatismus und Extremismus zu verbreiten, und die ´Experten´ haben nichts Besseres zu tun als zu behaupten, solche Agenten der Saudis seien ´moderat´!
Wa-s-salamu `alaykum wa rahmat-Ullahi wa barakatuH."

Am 21. Dezember 2002 teilt ein anderer Forumsbesucher mit, daß der Absatz zum Lobe des "moderaten" Tariq Ramadan aus dem am selben Tag im "Indian Express" veröffentlichten Artikel gestrichen ist.

Die Familie Ramadan unermüdlich im Glaubenskrieg


Auf der Web Site des Islamischen Zentrums Genf wird der Schwiegersohn des Hassan al-Banna (Foto, links) und Vater des Tariq Ramadan (1. v. rechts), Dr. Said Ramadan (1926 - 1995) von M.H. Faruqi, dem Herausgeber des islamischen Journals "Impact International", London, ausführlich und sehr liebevoll gewürdigt. M.H. Faruqi findet man auch als Nr. 81 unter den ersten Hundert von 541 Unterstützern einer Klage wegen "Verbrechens gegen die Menschheit" von 23 Palästinensern und Libanesen gegen Ariel Sharon, in Brüssel. Bei M.H. Faruqi muß es sich um einen weiteren "muslimischen Juden" handeln.

Said Ramadan tritt 1940 im Alter von 14 Jahren in die Muslimbruderschaft ein. Da ist er noch Schüler. 1946 macht er seinen Abschluß in islamischer Rechtswissenschaft, und er wird von Hassan al-Banna zum persönlichen Sekretär und zum Herausgeber der islamischen Wochenzeitschrift Al Shihab ernannt.

Im Mai 1948 geht er mit den anderen Freiwilligen der Muslimbruderschaft nach Palästina, um gegen Israel zu kämpfen. Dort, so will es die anrührende Legende, weckt er in der Nacht den König Abdullah von Jordanien, um ihm mitzuteilen, daß Jerusalem im Begriff sei, von den "Banden" der Haganah und der Irgun erobert zu werden, "und er ersuchte ihn, die jordanische Armee zur Verstärkung in die Heilige Stadt zu schicken, um bei ihrer Verteidigung zu helfen. Das tat Abdullah, und Jerusalem blieb frei bis Juni 1967 ... Diesmal gab es niemanden, um den König Hussein aufzuwecken."

Nach kurzem Zwischenspiel von zwei Monaten am Militärhof von Jerusalem geht Said Ramadan nach Pakistan. Da ist er 22 Jahre alt. Er bleibt dort und wird Teil des neuen islamischen Milieus, d.h., er hält engen Kontakt zur pakistanischen Regierung und predigt seine radikal-islamischen Ideen. Als "Kulturbotschafter Pakistans, des Landes, das seine Freiheit im Namen des Islam erhalten hatte", bereist er die arabischen Staaten. Er ist Repräsentant der Muslimbrüder, kehrt in den 50er Jahren nach Ägypten zurück, wird von Gamal Abdel Nasser inhaftiert, geht mit Sayyid Qutb nach Jerusalem, um dort beim Islamischen Weltkongreß die Muslimbruderschaft vorzustellen, wird Generalsekretär des Weltkongresses, Glubb Pascha verbannt ihn aus Jerusalem, bis der Bann 1955 aufgehoben wird. Inzwischen wohnt er in Damaskus, wo er 1956 die Muslimbruderschaft wieder in Gang bringt. Bis August 1958, da er sich in Genf niederläßt, reaktiviert er Zweige der Muslimbruderschaft in Jordanien, Syrien, dem Libanon und in Saudi-Arabien.

1959 promoviert er an der Universität Köln. 1961 beginnt er die Publikation der Zeitschrift Al Muslimoon, die Muslimbrüder. Sie erscheint bis 1967. In Genf veröffentlicht Said Ramadan die erste Edition zum islamischen Recht, Islamic Law, der Scharia. Sein Verlag ist Macmillan, London 1961. Da sei der Islam noch nicht der Feind gewesen, sondern man habe Bedarf gehabt, alle Gläubigen gegen die Herausforderung des atheistischen Materialismus zu mobilisieren.

1961 gründet Said Ramadan das Centre islamique à Genève, das Islamische Zentrum zum Kampf gegen den atheistischen Materialismus und für den Islam. Von dem Zentrum aus werden neue islamische Gemeinden in Europa und überall im Westen gegründet.

Nachdem Pakistan sein Interesse an der Vereinigung der islamischen Welt verliert, wird im Mai 1962 in Mekka die rabita رابطة العالم الإسلامي Rabita, Muslim World League, die Islamische Weltliga gegründet. Said Ramadan ist der maßgebliche Initiator der Liga; er beteiligt sich an der Ausarbeitung ihrer Verfassung. Saudi-Arabien bekunde sowohl aus selbstlosen als auch aus politischen Gründen, um dem Nationalismus Nassers und dem arabischen Sozialismus etwas entgegenzusetzen, großes Interesse an der Rabita.

Zur Islamisierung Europas will Said Ramadan eine Kette von islamischen von den Regierungen der Länder unabhängigen Zentren eröffnen. Er beginnt 1964 mit München und London. Die Gelder kommen von der Rabita, mit der es aber bald Reibungen gegeben habe, die 1971 zur Einstellung der Zahlungen führt. Seit der Zeit habe das Zentrum keine Verbindung mehr zu Saudi-Arabien. Nebenbei wird Said Ramadan beschuldigt, die Beziehungen zwischen Syrien und Ägypten zu stören, er wird von Gamal Abdel Nasser des Hochverrats angeklagt und in Abwesenheit zu dreimal 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Staatsbürgerschaft wird ihm aberkannt. Der Führer der ägyptischen Muslimbrüder kann ihm nicht helfen, denn er sitzt gerade im Gefängnis.

Dieser Mann der außerordentlichen Spiritualität sehe die gegenwärtige Krise der islamischen Gesellschaft als eine moralische Krise. Mit pakistanischem Paß kehrt er nach Ägypten zurück, später wollten ihm die Ägypter seine Nationalität zurückgeben, was er abgelehnt habe. Er wird am 9. August 1995 an der Seite Hassan al-Bannas in Imam Shafi´i beerdigt, nachdem die saudische Regierung ihm ein Begräbnis in Mekka verweigert.

Das Islamische Zentrum in Genf ist ein Unternehmen der Familie Ramadan. Dieses Erbe pflegen nach dem Tod des Gründers die Söhne Hani (Foto, 2. v. rechts), Direktor des Zentrums, Tariq und Aymen Ramadan gemeinsam, jeder auf seine Art. Der eine, in dem er die Steinigung von Ehebrecherinnen und sonstige körperliche Züchtigungen von unbotmäßigen Frauen in Le Monde (!) offen befürworten kann und dafür ein "Gezeter" in der Welt erntet, der andere, in dem er sich im Sinne der Taqiya bedeckt hält, und nur vor seinen Anhängern deutlich wird, der dritte, in dem er sich um die Finanzen des Zentrums kümmert. Vier weitere Familienmitglieder bilden mit den drei genannten den Verwaltungsrat.

Interessant ist, wie bei der Beschreibung des Verhältnisses Said Ramadans zu Saudi-Arabien auf die ausführliche Schilderung des Zerwürfnisses Wert gelegt wird. Das Zentrum, das verdächtigt wird, Kontakte zur al-Qaida zu unterhalten, ist angeblich verschuldet, Kontakte zur Bank Al-Taqwa in Lugano, die nach US-amerikanischen Erkenntnissen eine Finanzinstitution der al-Qaida ist, bestünden weder vom Zentrum noch von Tariq Ramadan, dieser habe auch keine Verbindung zu al-Qaida-Mitgliedern wie dem Schatzmeister der Terrororganisation Ahmed Brahim.

Selbstverständlich ist Tariq Ramadan auch nicht 1993 im Auftrag der Muslimbrüder zum Verantwortlichen für Europa ernannt, das könne Xavier Ternisien (ausgerechnet!) bestätigen. Bei den Muslimbrüdern halte man nicht viel von ihm, er sei keiner der Ihren.

Tariq Ramadan, seine Freunde und die Konvertiten

Man muß wissen, daß Xavier Ternisien, "der nützliche Idiot des Islamisten Tariq Ramadan", bestens mit diesem bekannt ist und manche schöne Reise zu den Muslimbrüdern nach Ägypten unternimmt, wo er auch Gamal al-Banna, den jüngeren Bruder des Gründers der Muslimbruderschaft und Großonkel des Tariq Ramadan trifft, der versichert, Tariq Ramadan sei kein Mitglied der Muslimbrüder. Islamexperten in Ägypten bestätigten dies, Xavier Ternisien verbreitet es, und Vincent Geisser wiederholt es noch einmal; denn Xavier Ternisien hat ein Buch über die Muslimbrüder veröffentlicht, das von Vincent Geisser, Forscher beim CNRS, auf Oumma.com besprochen wird. Ein weiterer Freund des Tariq Ramadan ist Mouloud Aounit, Generalsekretär des MRAP und immer im Dienst gegen Rassismus und Islamophobie.

So wird Tariq Ramadan auch in dieser Sache verleumdet, aber zum Glück halten sein Großonkel und viele gute Freunde in Frankreich und in der muslimischen und nicht-muslimischen Welt zu ihm, dem armen "muslimischen Juden". Von ihm, dem "muslimischen Martin Luther", werden wir noch viel lesen, hören und sehen über den Irakkrieg, die Globalisierung, den "israelischen Staatsterror" sowie vor allem über die Islamisierung Europas. "Western Muslims and the Future of Islam" heißt eines der Werke des Tariq Ramadan, wobei man nicht vergessen sollte, daß der Autor nicht in erster Linie die arabischstämmigen Muslime anspricht, sondern die westlichen Konvertiten. Die sind wie beispielsweise die Sufies/Murabitun in Spanien diejenigen, die ausersehen sind, die originären Muslime aus den islamischen Staaten anzuleiten und zu organisieren. Stehen die nicht-muslimischen Gesellschaften dem Islam ablehnend gegenüber, werden nur wenige sehr mutige Menschen konvertieren. Ist der Islam jedoch als "Religion des Friedens" akzeptiert, kann Tariq Ramadan bei freundlicher Hilfestellung durch das Personal der christlichen Kirchen, der Politik und der Medien sowie der übrigen europäischen Multikulti-Gesellschaft mit massenhafter Konversion rechnen.

Neben den bekannten Salafisten Scheich Yussuf al-Qaradawi, Sayyid Abul Ala Mawdudi, Sayyid Qutb, Hassan al-Banna, Tariq Ramadan, werden zahlreiche sunnitische Konvertiten in der Bibliothek der Islamic Foundation, Markfield, veröffentlicht, auch deutsche sind darunter, wie der deutsche Botschafter a.D. Murad Wilfried Hofmann und Ahmad Von Denffer, der Freund Tariq Ramadans und Herausgeber der Zeitschrift Al-Islam des Islamischen Zentrums München. Um die Islamisierung der westlichen Welt in Frieden fortführen zu können, wollen Tariq Ramadan, seine Freunde und die Konvertiten die Gegnerschaft zwischen Dar-ul-Islam, den islamischen Ländern, und Dar-ul-Harb, den nicht-islamischen Ländern aufheben. Eine solche Gegnerschaft, durch Attentate islamischer Terrorgruppen im Namen Allahs noch intensiviert, ist kontraproduktiv; sie hindert die weltweite friedliche Islamisierung. Aus taktischen Gründen sind Tariq Ramadan und seinesgleichen gegen den militärischen Glaubenskrieg zur Durchsetzung des politischen Islam. Der ist nämlich bei dem seit 1683 herrschenden Kräfteverhältnis nicht zu gewinnen.

Eine Ausnahme ist Israel. Da können die islamischen Terroristen der Welt und mit ihnen Tariq Ramadan davon ausgehen, daß kein großer Protest und keine verschärfte Gegnerschaft gegen die routinemäßigen Raketenbeschüsse, Attentate und Selbstmordanschläge aufkommen, sondern daß sogar verständnisvolle Filme wie "Paradise Now" gedreht und vom westlichen Publikum mit befreitem Lachen und rauschendem Applaus aufgenommen werden. Es geht so weit, daß Terroranschläge von Muslimen auf Muslime gar den Israelis zugeschrieben werden, wie jetzt beim Attentat von Amman:  "Für den Vorsitzenden des Ingenieurverbands war klar, daß hinter den Anschlägen auf drei Hotels nur die Amerikaner und der israelische Geheimdienst Mossad stecken können - als Vorwand, um noch mehr Besatzungstruppen in die Region zu schicken."

In den anderen Ländern aber wird der Terror von den missionierenden Muslimen nicht gern gesehen, genauso wenig wie die Beschäftigung mit der Geschichte des kriegerischen Islam seit Mohameds Zeiten. Darum geht Tariq Ramadan wie sein Großvater Hassan al-Banna auf die "ersten Sahaba" zurück. Die Beispiele aus der Geschichte zum Thema "friedlicher Islam" sind wie die gegenwärtigen Attentate der Islamisierung abträglich. Der Missionierung zuträglich ist jedoch die inszenierte Opferrolle des Tariq Ramadan als "muslimischer Jude". In diesem Zusammenhang erwarte ich bald Kommentare, die beginnen mit: "Nie wieder Auschwitz!"

15. November 2005 - Text erweitert und Links aktualisiert, 9. März 2018